Aus dem Buch "Erquickstunden" von Daniel Schwenter (1636)

Aus DraWi
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aus Hoch Hinaus 1985-4

Aus dem Buch ERQUICKSTUNDEN von Daniel Schwenter - 1636!

eingesandt von Hans Frieder Snoek

Einen rechten cörperlichen Drachen zu machen / und fliegen zu lassen.

Es ist noch ein Kunststuck hintersteilig / welches etliche den fliegenden Drachen /etliche aber den Cometenstern nennen /diesen machet man also: Aus leichten Rohren / wie sie in den Weihern wachsen / machet man ein Parallelpipedum das ist / ein corpus in der Form eines ablangen Würfels / oder viereckten Seulen / derer Läng halb so groß / als das corpus breit ist / um solche heffte leichte Schinlein / daß du ein rundes corpus formirest / fornen mit einem Kopff / hinten mit einem langen Schwanze/

Nun dieses ganze hülzerne Gemächt wird mit subtiler Leinwath /oder Postpapyr überzogen / neben mit zweyen leichten Fliegeln / diß corpus nun lasse einen Mahler Drachenfarb anstreichen.

So es nun fertig / mußt du dich auf einen Berg / Thurn oder andere Höhe begeben / wann der Wind gehet / doch nicht zu starck: Dann wann der Wind zu starck wäre / würde er dir entweder zu mächtig sein / daß du den Drachen nicht regiren könntest /oder denselben zu Stücken reissen / wann es aber so still / daß gar kein Wind gienge / würde der Drach zu Erden fallen /und auch zerbrechen.

Wann aber der Luft mittelmäßig streichet / wird er das corpus erheben / und schwebend erhalten /und kanst du ihn /nach Belieben / mit der Schnur regiren. Etliche lassen ihn in der Nacht steigen / stecken ein Wachsliechtlein darin / so meynen die Bauern / er seye ein Comet.

Etliche machen Pfeifflein daran / in welche der Lufft bläset/und eine Stimm hörend macht.

Fernen / diesem kan ein Liebhaber aber der Kunst nachdenken / und daraus den Grund erlernen / wie sich ein Mensch in der Lufft erhalten und fliegen könnte: wann er nemlich grosse und seyner Schwere proportionirte Flügel an die Arm / Brust und Füsse bände / und von Jugendauf sich darzu gewöhnte.