Nur ein Drachenmann

Aus DraWi
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Artikel aus Hoch Hinaus 1988-2

Traurige Erzählung von Petra Pattex

Wir begegneten uns mitten auf der Wiese. Er hockte im Gras, hatte gerade seinem Spin-Off den Flügel gebrochen. Mit starrem Blick bewegte er die lose Spitze auf und ab, in Gedanken flog er noch am Himmel. Früher Nachmittag, der Wind frisch, aber für ihn ging nichts mehr. Mir war es ebenso passiert. Vor einer Stunde war mein Mini-Cody von der Leine gegangen. Er lag jetzt irgendwo auf einer Baumkrone des nahen Wäldchens. Ich hatte die Suche aufgegeben und trug meinen Leinenrest unter dem Arm.

Für uns beide war es die gleiche Situation. Schöner Wind, aber der Spaß war uns beiden für den Tag verdorben. Pechvögel erspüren einander schneller. So schmunzelte er, als ich ihn ansprach. Wir saßen zusammen im Gras, hatten viel Zelt und redeten miteinander. Klaus hatte wohl noch nie so lange mit einer Frau über Drachen gesprochen. Mir tat es auch gut, so kam ich über den Cody-Verlust hinweg. Wir diskutierten alles mögliche, dabei beobachtete ich ihn heimlich sehr genau. Als wir aufstanden waren die Anderen schon fort und das Gras begann feucht zu werden. Uns war kalt. Wir gingen einen Rum mit Tee trinken in einer Kneipe. Als Klaus mich dann zu sich nach Hause einlud, hatte ich schon die ganze Zeit darauf gewartet. Mir war einfach danach.

Dieser Abend hätte so aufregend enden können. Klaus wollte nur noch eben seinen kaputten Drachen zum Trocknen aus der Tasche nehmen. Wäre ich doch nur schneller gewesen. Kaum hatte er wieder Spinnacker in den Händen, da schaltete er die Nähmaschine ein, um den Schaden sofort zu reparieren. Er wollte mir zeigen, wo seine Stäbe liegen, damit ich inzwischen einen neuen Flügelstab sägen könnte und dann sollte ich doch an seinem 100 Eddy-Projekt mitarbeiten, er hätte da schon eine Idee...

Ich bin aber lieber gegangen, dieser Mann wollte auch immer nur das eine: Drachen und Drachen. Schade, es hätte anders kommen können. Unten auf der Straße habe ich richtig geheult.