Zimmer-Flugmodell aus Trinkröhrchen und Serviette

Aus DraWi
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein kleines, gut fliegendes Gleitflugmodell mit einem Kostenaufwand von etwa 5 Pfennig bauen zu können, das ist bestimmt etwas für unsere jüngsten Leser. Der Bau dieses Modells ist nicht nur billig, sondern auch recht einfach. Es ließe sich sogar in einer Gaststätte bauen, wenn die Bedienung wieder einmal etwas länger auf sich warten lässt. Man braucht nämlich nur fünf möglichst gerade Plast-Trinkröhrchen und eine dünne Papierserviette. Für die Verbindungsecken und das Trimmgewicht sollte sich ein Stück Papier in der Tasche finden lassen, dann braucht man nicht den Rand von der Speisekarte abzuschneiden. Allerdings ist außerdem noch etwas Klebstoff nötig, doch so ein richtiger Bastler hat ja für alle Fälle immer eine Tube Chemikal-Kontaktkleber in der Tasche.

Aber wir wollen niemand verleiten, die Gaststätte zur Bastlerwerkstatt umzufunktionieren. Die scherzhafte Vorstellung soll nur zeigen, welche geringen Voraussetzungen erforderlich sind, ein solches kleines Gleitflugmodell zu bauen. So wenig, allgemein greifbares Material dazu erforderlich ist, so einfach ist der konstruktive Aufbau nach dem Deltaplan-Prinzip und auch das Zusammenfügen der wenigen Einzelteile.

Alles das spricht dafür, solche kleinen Flugmodelle auch in Ferienlagern oder für einen kleinen Massen-Modellflugwettbewerb in der Pioniergruppe oder der Schule zu bauen.

Der Bau des Modells

So werden die vorderen Enden der Röhrchenholme zusammengenäht
Die Unteransicht des fertigen Modells. Deutlich ist die Verbindung zwischen den Röhrchen mit Hilfe von Kartonecken sowie das in Längsrichtung verschiebbare Trimmgewicht erkennbar
Zum Start wird das Modell mit zwei Fingern an der Trimmkufe gehalten...
... und mit sanftem Schwung in leicht geneigter Gleitflugrichtung in die Luft geschoben

Als Längsholme (1 und 2) suchen wir uns drei 240 mm lange und ganz gerade Trinkröhrchen heraus. Diese werden am vorderen Ende mit dünnem Garn nebeneinanderliegend zusammengenäht. Die Verbindungsecken aus dünnem Zeichenkarton (3 und 4) sind dann im angegebenen Abstand zum vorderen Ende mit Chemikal-Kontaktkleber auf die Holme zu kleben.

Jetzt müssen wir uns zunächst die Aufbauzeichnung im Maßstab 1:1 mit Winkeln von 45° zwischen dem Mittelholm und den beiden gespreizten Holmen auf ein Blatt Papier übertragen und dieses auf ein ebenes Brett heften. Dann legen wir die vorn verbundenen Holme so auf diese Zeichnung, daß die aufgeklebten Verbindungsecken unten liegen, und fixieren die Röhrchen mit Stecknadeln, die schräg in die Öffnungen an den Röhrchenenden und in die Unterlage gesteckt werden. Damit ist die Tragfläche zum Bespannen vorbereitet. Als Bespannung brauchen wir ganz leichtes und sehr flexibles Material. Als am besten geeignet hat sich bei unseren Versuchen eine Lage von einer Kripa-Serviette erwiesen. Man kann sie recht leicht von der aus mehreren Lagen dünnen Zellstoffs bestehenden Serviette abnehmen. Sollte das Material starke Falten haben, lässt es sich mit dem Bügeleisen vorsichtig glätten.

Dieses Bespannmaterial wird glatt über die Holme gelegt. Dann trägt man mit einem kleinen Pinsel verdünnten PVAC-Kleber längs der Holme auf das Papier auf. Der Kleber dringt durch den Zellstoff und verbindet es mit den Röhrchen. Ist der Klebstoff getrocknet, nimmt man die bespannten Holme von der Helling, beschneidet die äußeren Kanten und klebt sie noch etwas nach. Jetzt drehen wir die Tragflächen um und heften sie mit der Bespannung nach unten auf die insofern veränderte Hellingzeichnuhg, dass der Winkel zwischen dem Mittelholm (1) und den beiden Seitenholmen (2) nur jeweils 40° beträgt.

In dieser Lage wird der Querholm (5) mit Kontakt-Kleber auf die Verbindungsecken (3 und 4) geklebt. Zur Verstärkung der Spitze wird zusätzlich ein Kartonstückchen aufgeklebt (6).

Auf der Unterseite ist am Mittelholm noch der ebenfalls aus einem Trinkröhrchen zu fertigende Bügel anzubringen. Er wird mit einer U-förmigen Kartonmanschette mit Kontaktkleber befestigt, nachdem das Trinkröhrchen nach vorsichtigem Erwärmen über einer Kerze oder in heißem Wasser in die gewünschte Form gebogen wurde. Der Bügel dient zum Anfassen des Modells beim Start und trägt gleichzeitig ein zum Trimmen des Modells dienendes, aus Zeichenkarton gewickeltes aufsteckbares Röllchen. Dieses Röllchen wird aus einem etwa 15mmm breiten Kartonstreifen fest um ein Stück Trinkröhrchen gewickelt, bis es etwa 10 mm Durchmesser hat, dann wird das Ende verklebt. Die Rolle schieben wir dann von hinten auf den Bügel. Jetzt können wir die ersten Startversuche unternehmen. Das Modell wird ganz sanft in leicht geneigter Gleitfluglage in die Luft geschoben (nicht heftig werfen!). Fliegt es zu steil nach unten, schieben wir das Trimmgewicht etwas nach hinten. Bäumt das Modell nach dem Start auf, um dann nach vorn zu kippen, ist es schwanzlastig, und das Trimmgewicht muss weiter nach vorn geschoben werden.

Nach ein paar Starts hat man das richtige Gefühl für Startrichtung und -geschwindigkeit. Auch die beste Schwerpunktlage ist bald herausgefunden.

Schon in einem nicht zu kleinen Zimmer macht das Fliegen mit diesem Gleiter viel Spaß. In einer Turnhalle oder einem Saal lassen sich sogar richtige kleine Wettkämpfe mit Ziellandung in einem Kreis oder Dauerflugwettbewerbe mit Start von einem erhöhten Startpunkt durchführen.

Wir wünschen allen jungen Freunden des Modellfluges viel Spaß beim Bau und beim Fliegen mit ihrem kleinen Modell.

Die Redaktion

Quelle: pracric (Das Magazin der Selbstbautechnik) 4/78, Hg. Zentralrat der FDJ